Die traditionellen Stoffe Afrikas, in aufwändigem Batikdruck hergestellt, begeistern mit expressiven Farben und ausgefallenen Mustern. Seit mehr als zehn Jahren erobern sie auch die Laufstege der Modewelt und inspirieren Künstler weltweit. Die Anthropologin und Kunsthistorikerin Anne-Marie Bouttiaux erzählt in diesem reich bebilderten, wunderschönen Buch die Kulturgeschichte des WAX und erläutert deren wirtschaftliche, soziale, religiöse und politische Bedeutung.

Ganz gleich, ob bei rituellen Gelegenheiten wie Voodoo-Zeremonien, im Alltag, im Kampf für Unabhängigkeit oder für die Rechte der Frauen getragen: Waxprints sprechen. Und das nicht nur, wenn Sätze in das farbenprächtige Dekor integriert sind wie: »La maman est aussi importante que le papa« – »Die Mama ist ebenso wichtig wie der Papa«. Auch mit rein bildlichen Darstellungen werden Botschaften verbreitet. So werden spezielle Designs bestimmten Sprichwörtern zugeordnet; das Motiv der Zündkerzen – bei den Frauen in Nigeria besonders belieb – steht wie viele andere Motive für technischen Fortschritt; besondere grafische Motive werden von Clans als sichtbare Zugehörigkeit und im gesellschaftlichen Rahmen identitätsbildend getragen. Mit den Abbildungen von Porträts politischen Persönlichkeiten auf den Stoffen gibt man ein konkretes Statement ab oder ehrt einen Politiker bei einem anstehenden Besuch.

In jedem Fall sind diese Stoffe, die auch heute noch vor allem im Holland gefertigt werden, in Afrika mehr als nur ein Kleidungsstück. Wie die Technik der javanesischen Batik über Europa nach Afrika gelangte, welche tiefgreifenden gesellschaftlichen Umwälzungen der Import der Stoffe von Holland in die Kolonien Afrikas bedeutete und viele weitere – nicht nur kulturhistorische – Details erzählt die ehemalige Leiterin der ethnografischen Abteilung des Königlichen Museums für Zentralafrika in Belgien in diesem überwältigend schönen Buch.

Gerstenberg
Hardcover: 184 Seiten, durchgehend farbig illustriert, ca. € 32,-