
Die Geburt der mediterranen Welt
Von den Anfängen bis zum klassischen Zeitalter
Aus dem Englischen von Klaus Binder und Bernd Leineweber
Wer schon oft im Mittelmeerraum unterwegs war, weiß, wie großartig in Vielfalt und Reichtum sich dort das kulturelle Erbe von Jahrhunderten präsentiert. Wie konnte es in den Landschaften rund um dieses Meer zu einer solch universellen kulturellen Blüte kommen? Die Antwort auf diese Frage sucht Broodbank, Professor für Klassische Archäologie in Cambridge, in mehr als 1,5 Millionen Jahren vor dem Beginn der großen Kulturen um 500 vor Christus und liefert verblüffende Erkenntnisse.
Es waren die Nachfahren der ersten Menschen, jene, die wir heute Barbaren nennen, sie wagten sich auf Einbäumen hinaus in die Wellen des Meeres, das ihre Vorfahren – einer unüberwindlichen Barriere gleich – abschreckte. Mit denen, die von Etrurien aus Alexandria, von Gibraltar aus Tyros ansteuerten, begann das Zeitalter der amphibischen Gesellschaften. Sie legten die Grundsteine für den kulturellen Reichtum des Mittelmeeres.
Auf den Mittelmeerinseln errichteten in der Folge Menschen, die Haustiere und Techniken des Getreideanbaus aus ihren Ursprungsgesellschaften mitnahmen, mitten im Meer gleichsam »Raumkapseln der Vertrautheit«. Doch schon im Neolithikum sind die seefahrerischen Fähigkeiten so weit vorangeschritten, dass attraktive Gebiete aus der Ferne angepeilt werden können und wichtige Rohstoffe – wie Obsidian zur Herstellung von Pfeilspitzen – 170 Kilometer weit über das Meer transportiert werden. An nachweisbaren Totenkulten, an Gegenständen aus Metall und Ton lassen sich Netzwerke rekonstruieren, die über das gesamte Mittelmeer reichen.
Es ist also das Mittelmeer selbst, das maximale Mobilität ermöglicht. Um ganz deutlich zu werden: Wenn sich Siedlungen in damaligen Zeiten so konsequent abgeschottet hätten, wie es heutzutage als gesellschaftspolitisches Ziel ganzer Nationen anvisiert wird, wäre diese Kulturlandschaft niemals entstanden.
Abgesehen von dieser ganz nebenbei gewonnenen aktuellen politischen Einsicht lässt einen diese unglaublich reiche, faszinierende Reise durch Zeiten und Räume des Mittelmeers auf jeder Seite erneut staunen: über Zusammenhänge zwischen Klima, Geografie und kultureller Entwicklung, über neueste Methoden der Archäologie, über Kunstwerke, die uns in ein anderes Zeitalter versetzen. Völlig zu Recht wurde Broodbanks Opus magnum 2014 in Großbritannien mit dem Preis für das beste historische Buch des Jahres ausgezeichnet.
C.H.Beck
Hardcover: 952 S., mit 207 Abbildungen und Karten und 2 farbigen Tafelteilen mit 49 Abbildungen, ca. € 44,-
E-Book: ca. € 36,99
Englischsprachige Originalausgabe: von ca. € 25,95 bis ca. € 48,99
DAS IST DRIN
bis 500 v. Chr
scharfsichtig
AUTOR/IN
Biographie